Gedanken zur Struktur des Fachs Informatik
und
zur Terminologie in der Studien- und Prüfungsordnung
Andreas Schwill
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Motivation
In einem Gespräch mit Frau Horn anläßlich der Weiterentwicklung
der Ordnungen Informatik ergab sich zum einen die Notwendigkeit einer Überarbeitung
der Terminologie, die in den Ordnungen für Gebiete der Informatik
verwendet werden: Es besteht keine Einheitlichkeit in der Verwendung der
Begriffe Lehrkomplex, Themenkomplex, Fach, Teilgebiet usw.
Zum anderen erschien uns die Strukturierung der Informatik in die Themenkomplexe
noch zu unstandardisiert, zu wenig orthogonal, zu wenig abgeglichen mit
der deutschen Informatikwelt. Sie ist auch "kategoriell" nicht ausgeglichen;
ich meine damit: Einige Komplexe sind von geringem, andere von hohem Niveau,
einige sind groß, andere klein und eher unbedeutend.
Zum dritten ist die Bezeichnung des Themenkomplexes "Vertiefung oder
Nebenfach oder Studium Generale" völlig irreführend. Ich mußte
mir das erst langwierig erklären lassen: "Vertiefung" meint hier "Verbreitung";
die Studenten sollen also neben ihren gewählten Themenkomplexen auch
mal in gewissem Umfang in andere Bereiche hineinschnuppern, entweder innerhalb
der Informatik ("Vertiefung", besser gesagt "Verbreitung"), in einem Nebenfach
oder irgendwo (Studium Generale). Auch hier also terminologisch etwas zu
tun.
Ich habe die Aufgabe übernommen, zu den drei Problemkreisen einen
Vorschlag zu erarbeiten.
Quellen
Ich habe - um ein gefestigteres Bild zu bekommen - eine Reihe von mir
wichtig erscheinenden Fachbereiche Informatik nach der verwendeten Terminologie
und der Strukturierung von Veranstaltungen und ihre Zuordnung zu Teilgebieten
der Informatik untersucht. Die wichtigsten Auszüge der jeweiligen
Studien- oder Prüfungsordnungen sind hier
aufgelistet.
Mein Versuch
Ich richte mich im folgenden nahezu ausschließlich nach den o.g.
Quellen und hoffe, mir dadurch Prügel zu ersparen.
Erläuterungen:
-
Die Terminologie in den dt. Informatikstudienordnungen ist uneinheitlich.
Ich habe mir das beste ausgesucht.
-
An den Begriff "Fach" für die Informatik kommen wir nicht vorbei (will
ich auch gar nicht). Die Fakultät spricht von Fächern, die Rahmenordnungen
ebenfalls.
-
Den Begriff "Bereich" habe ich schon in der Lehramtsordnung verwendet.
Schön ist er nicht, aber noch unbelegt.
-
Der Begriff "Teilgebiet" ist passend und wird in einer Reihe von Ordnungen
- wenn auch nicht immer konsistent - verwendet. "Themenkomplex" ist unspezifisch,
"Thema" ist was Engeres als Gebiet, "Komplex" etwas Vielschichtiges, zum
Teil etwas Unüberschaubares (komplex eben).
-
"Stammveranstaltung" ist passend und unverbraucht. Einige Ordnungen sprechen
von Basis- oder sogar Grundlagenveranstaltung. Basisveranstaltung ist gerade
noch vertretbar, Grundlagenveranstaltung nicht mehr. "Kernveranstaltung"
täte es evtl. auch noch.
-
"Spezialveranstaltung" finde ich ebenfalls sehr geeignet. Vertiefungsveranstaltung
ginge auch noch. Beides sind gängige Bezeichnungen in den dt. Ordnungen.
"Spezial-" ist vielleicht besser, weil es "deklinier- und konjugierbar"
ist: "Ich bin Spezialist in ...", "ich habe mich spezialisiert auf ..."
statt "ich habe mich vertieft in ...".
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Die Stammveranstaltungen sind die Seele eines Teilgebiets; sie besitzen
einen gewichtigen Umfang (in der Regel 4+2 SWS) und definieren das Teilgebiet.
Neuere Forschungsgebiete der Informatik erlangen also erst Teilgebietscharakter,
wenn sie über Substanz im Umfang einer Stammvorlesung verfügen.
Der Katalog der Stammvorlesungen sollte daher kollegial abgestimmt werden
und für einen längeren Zeitraum Bestand haben. Zugleich ist damit
die Verpflichtung verbunden, diese Veranstaltungen regelmäßig
anzubieten.
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Die Spezialveranstaltungen docken sich meist an die Stammvorlesungen an.
Sie besitzen einen Umfang von in der Regel 2 SWS (oder 2+1, selten 2+2).
Mit ihnen beginnt die Klassifikation "Vertiefung" eines Teilgebiets.
Die Vertiefung setzt sich im Idealfall fort in Form eines Seminars, dann
einer Studienarbeit/Projektgruppe, schließlich der Diplomarbeit.
Eine Vertiefung umfaßt mind. 6 SWS, darunter mind. eine Veranstaltung
mit überwiegender Eigenaktivität, also Seminar/Studienarbeit/Projektgruppe.
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Neu ist der Begriff "Informaticum generale". Anlaß für diesen
Begriff war das nachvollziehbare Problem von Frau Horn, daß in der
Studienplanempfehlung ganz vorne als 5. Bereich Informatik und Gesellschaft
und Didaktik der Informatik zusammengeworfen wurden. Eigentlich handelt
es sich um zwei voneinander getrennte Bereiche der Informatik, wenn auch
noch im Entstehen und mit wesentlich weniger Gewicht als die vier anderen.
Zudem spielt Didaktik im Diplomstudium eine untergeordnete Rolle - obwohl
ich mir durchaus eine Reihe von Gegenständen der Didaktik vorstellen
kann, die auch für Diplomeure wichtig sind (ein Großteil der
Diplomeure hat später Aufgaben zu erfüllen, die zu didaktischen
Fragestellungen führen, z.B. Fortbildung, Präsentation, Bedienungsanleitungen
erstellen, psychologische Aspekte von Benutzungsschnittstellen). Meine
Idee war gestern Nacht, die anerkannte Fachsystematik ausnahmsweise zu
durchbrechen und einen neuen Bereich zu kreieren, in dem alle interdisziplinären
und Randkompetenzen der Informatik zusammengefaßt sind. Zu diesem
Bereich gehört dann die Didaktik, Informatik und Gesellschaft, Wissenschaftstheorie,
Kognitionspsychologie und vieles mehr, aber nur wenn Gegenstände
der Informatik beteiligt sind (das ist mir wichtig). Jeder Diplomeur muß
eine gewisse Anzahl an Leistungspunkten aus diesem Bereich erwerben. Bei
dieser Gestaltung - denke ich - können wir ganz auf ein Nebenfach
bzw. das Studium Generale aktueller Planung verzichten.
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Einige Themenkomplexe des Entwurfs der Studienordnung fallen unter den
Tisch, z.B. Rechnerbetrieb. Sie müssen in die Teilgebiete integriert
werden.
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Die obige Zusammenstellung der Teilgebiete ist noch nicht vollständig
und noch unausgegoren. Eine überarbeitete Fassung finden Sie hier.
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