Workshop Lehrerbildung Informatik
Anforderungen an das Lehramt Informatik
Die Diskussion um die Greencard für ausländische Fachkräfte
im IT-Bereich zeigt den großen Nachholbedarf der informatischen Bildung
auf allen Ebenen der Ausbildung.
Das Lehramt Informatik existiert an allgemeinbildenden und beruflichen
Schulen seit mehr als 30 Jahren, wurde aber lange Zeit und zum Teil heute
noch ohne grundständiges Studium der Informatik zuerkannt. Dies änderte
sich erst langsam in den letzten Jahren mit vermehrten Studiengängen
zum Lehramt Informatik für die Sekundarstufen I und II. Dennoch wird
auch heute noch die weit überwiegende Zahl der Informatiklehrer durch
Weiterbildungsmaßnahmen ausgebildet. Der Mangel an gut ausgebildeten
Lehrenden existiert aber weiter. Gründe sind die viel zu geringe Zahl
an Studienanfängern, unzureichende Einstellungskorridore, die ein
Studium für Interessenten schwer planbar machen, die Abwanderung von
Absolventen in attraktive Bereiche der Wirtschaft, aber auch ungeeignete
Studienkonzepte. Schwachpunkte im zuletzt genannten Feld möchte der
Workshop aufzeigen und diskutieren. Erkannte Mängel sind:
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Die Notwendigkeit von Mathematikleistungen erschwert
eine Kombination des Fachs Informatik mit nicht-mathematischen Fächern
und beeinträchtigt damit den Transport des interdisziplinären
Charakters der Informatik in die Schule.
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Die Fachzentrierung für ein Lehramtsstudium - zumindest
der Sekundarstufe II - ist zwar allgemein akzeptiert, dennoch kommt es
durch die Definition des Studienangebots des Lehramtes als Teilmenge des
Diplomstudiengangs entweder zu gravierenden Brüchen in den Vorkenntnissen
oder zu einer Betonung der Tiefe in Teilgebieten anstelle von notwendiger
Breite.
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Auf gewisse berufliche Anforderungen des Lehramtes Informatik
wird im Studium nur unzureichend oder gar nicht vorbereitet, z.B. auf die
Bewertung von Hard- und Softwaresystemen hinsichtlich ihres pädagogischen
Nutzens, auf Gestaltung und Management von Rechnernetzen und verteilten
Systemen.
Um informatische Bildung in Schulen zu gestalten, müssen die Lehrenden
in die Lage versetzt werden, attraktive und zeitgemäße Lehrpläne,
Unterrichtsreihen und -entwürfe zu gestalten und entsprechend der
dynamischen Entwicklung der Informatik fortzuentwickeln. Ferner müssen
sie die Fähigkeit erwerben, das interdisziplinäre Potential der
Informatik in Zusammenarbeit mit den anderen Schulfächern freizusetzen.
Das kann mit wissenschaftstheoretischen Erkenntnissen zur Charakteristik
des Faches und seinen Innen- bzw. Außenbeziehungen (Fundamentale
Ideen) gefördert werden. Bisher finden sich dazu Ansätze in der
Didaktik der Informatik. Dies genügt aber noch nicht, vielmehr müssen
zentrale curriculare Normen, Strukturbeziehungen der Wissenschaft und methodische
Vorgehensweisen den gesamten Lehramtsstudiengang selbst durchsetzen. Denn
nach einem bekannten Bonmot unterrichten Lehrkräfte ja nicht nur so,
wie man es sie lehrt, sondern auch so, wie sie selbst ausgebildet und unterrichtet
worden sind.
Ein Lehramtsstudium besteht aus Studienleistungen in zwei Fächern.
Während jedoch bei den meisten Diplomstudiengängen Informatik
zur Förderung der Anwendungskompetenz ein Neben-/Anwendungsfach studiert
werden muß, das mehr oder weniger mit dem Informatikstudium verknüpft
ist, stehen im Lehramtsstudium beide Studiensäulen lose nebeneinander.
Chancen, die sich aus der Verknüpfung der beiden Fächer und der
jeweils studierenden Lehrkräfte ergeben können, werden kaum wahrgenommen.
Dazu bieten sich Praktika und Projekte mit Teilnehmern beider Fächer
an, die für die Lernenden beider Disziplinen den Charakter von success
stories einnehmen und zur späteren Übertragung auf den Schulunterricht
befähigen und ermutigen.
Beiträge zum Workshop
Ziel des Workshops war es, den Erfahrungsaustausch zu allen Formen der
Lehrerbildung Informatik zu fördern. Der Schwerpunkt lag auf Konzepten
zur grundständigen Ausbildung von Lehrkräften in Informatik.
Daneben wurden auch Aspekte der Lehrerfort- und -weiterbildung behandelt.
Zum Workshop wurden insgesamt 10 Beiträge eingereicht, die zu zwei
Schwerpunkten zusammengestellt wurden:
Informatik für alle Lehrämter
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Informatik - Allgemeinbildung für alle Lehrkräfte,
P. Hubwieser, TU München
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Informatische Gesamtbildung für die Lehreraus-
und Lehrerfortbildung, B. Koerber, R. Marschall, I.-R. Peters, FU Berlin
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Neue Medien in der Lehramtsausbildung in Hamburg,
W. Kielas, K. Malon, T. Otto, M. Seiffert, Universität Hamburg
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Bezüge zum Arbeitsprozess in der Schulinformatik,
F. Stuber, Universität Bremen
Lehramt Informatik
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Einsatzmöglichkeiten von "LEGO MINDSTORMS" in
der Ausbildung von Informatiklehrern, V. Hinz, Otto-von-Guericke-Universität
Magdeburg
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Modellbildung und Simulation in der Lehramtsausbildung,
H. Herper, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, I. Ståhl,
Handelshochschule Stockholm
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Informatik-Lehrer - woher nehmen?, S. Friedrich,
TU Dresden
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Programmierung in der Lehrerausbildung, B. Timmermann,
TU Dresden
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Grundlegende Unterrichtskonzepte der Informatik und
ihre Umsetzung in der zweiten Phase der Lehrerinnenausbildung. Zur Verzahnung
von Theorie und Praxis, S. Nuttelmann, M. Rux, J. Danicic, M. Emonts-Gast,
V. Grubert, L. Humbert, Universität Dortmund
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Projekt MUE: Multimediale Evaluation in der Informatiklehrerausbildung,
L. Humbert, Universität Dortmund, J. Magenheim, Universität Paderborn,
S. Schubert, Universität Dortmund
Kurzfassungen der Beiträge können unter http://didaktik.cs.uni-potsdam.de/WorkshopLehrerbildung2000
nachgelesen werden. Ausgewählte Beiträge werden darüber
hinaus nach Begutachtung in überarbeiteter Form in der elektronischen
Zeitschrift "informatica didactica - Zeitschrift für fachdidaktische
Grundlagen der Informatik" (http://didaktik.cs.uni-potsdam.de/InformaticaDidactica)
erscheinen.
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